25 Mrz Der passende Helfer für jedes Problem
Hannelore Lotz und die ehrenamtlichen Mitarbeiter der Nachbarschaftshilfe halten auch in Krisenzeiten die Stellung.
Wetterauer Zeitung 20.03.2020:
Die Nachbarschaftshilfe Bad Vilbel hat rund 1450 Mitglieder, arbeitet aber vor allem unter dem Radar. Bis auf einige öffentliche Veranstaltungen bekommen Vilbeler wenig davon mit, wie der Verein Hilfe unter Nachbarn organisiert. Da scheint es fast ironisch, dass die Nachbarschaftshilfe zu ihrem 20 jährigem Bestehen in diesem Frühjahr dank Corona so sehr gebraucht wird wie nie zuvor. Das Büro der Nachbarschaftshilfe im Haus der Begegnung ist zu den Öffnungszeiten besetzt und so bleibt es auch, so lange es möglich ist, sagt Hannelore Lotz vom Vorstand des Vereins. Seit 20 Jahren gibt es die Nachbarschaftshilfe in Bad Vilbel nun. „Das konnten wir leider nicht richtig feiern. Wir wollten es eigentlich wegen dem Hessentag ausfallen lassen und nun müssen wir es wegen Corona“, sagt sie. „Dafür feiern wir 2025 dann umso größer.“ #
Stadt in zwölf Bezirke aufgeteilt
Die Nachbarschaftshilfe war aus einer Initiative des damaligen Bürgermeisters Günther Biwer hervorgegangen. „Schnell kam raus, dass es viele Leute in Bad Vilbel gibt, die etwas tun wollten. Und zwar für alle Altersgruppen.“ Deshalb habe man sich zwar am Modell einer Seniorenhilfe orientiert, diese dann aber als Nachbarschaftshilfe ins Leben gerufen. „Biwer hat uns damals die nötige Infrastruktur verschafft. Räumlichkeiten, einen Computer“, so Lotz. Regelmäßig habe man damals Treffen mit den Mitgliedern abgehalten, um zu schauen, wer wo wem helfen könnte. „Das wurde irgendwann aber zu fade und zu viel. Deshalb haben wir damit begonnen, Veranstaltungen anzubieten.“ Das sei mehr und mehr geworden. Nicht mehr nur Vorträge über medizinische Themen, sondern auch ganz andere Formate. Beispielsweise bietet der Verein eine regelmäßige Sprechstunde für Probleme mit dem Smartphone an. „Und auch mit der Hospizgruppe ging es damals los.“ Diese bildet heute immer noch einen markanten Teil des Portfolios der Nachbarschaftshilfe in Bad Vilbel. „Wir haben damals bereits mit den Ausbildungen für Sterbebegleiter begonnen und konnten entsprechend ein Jahr später mit den Beratungen starten.“ Noch immer seien Berater und Beraterinnen von der Anfangszeit der Nachbarschaftshilfe mit dabei. „Immer wenn eine Anfrage zur Sterbebegleitung kommt, schauen wir ganz genau, was dort benötigt wird. Entsprechend suchen wir dann den passenden Helfer aus“, beschreibt Hannelore Lotz.
Heute würden die Sterbeberater zudem zu rechtlichen Themen wie Patientenverfügungen beraten können. Doch das Kerngeschäft, das die Nachbarschaftshilfe auch im Namen trägt, ist heute wichtiger denn je: „Wenn eine Anfrage kommt und jemand Hilfe braucht, organisieren wir den passenden Helfer“, schildert Lotz.
Deshalb sei die Mitgliederanzahl des Vereins so hoch: Jeder Helfer ist Mitglied und kann so in die Datenbank des Vereins aufgenommen werden. „Wir haben die Stadt in zwölf Bezirke aufgeteilt. Das hilft uns bei der Suche nach dem passenden Helfer in der Nachbarschaft“, so Lotz.
Wobei das bei allen Fällen unterschiedlich sei. „Wenn jemand jemanden braucht, der während des Urlaubs die Katze füttert, ergibt es Sinn, einen Nachbarn dafür auszuwählen. Manche Leute suchen auch nach jemandem, der ein Familienmitglied im Altersheim besuchen geht. Das kann auch jemand aus einem anderen Stadtteil machen“, erläutert sie.
„Wir haben wie jeder andere Verein natürlich auch das Problem der Überalterung. Wir haben allerdings viel dafür getan, junge Mitglieder zu werben und das hat bisher ganz gut funktioniert.“
Aktuell bieten viele, gerade auch junge Menschen, wegen der Corona-Krise im Internet ihre Hilfe an. Und auch die Nachbarschaftshilfe merkt: „Wir bekommen zurzeit mehr Angebote für Hilfe, als notwendig ist“, erklärt Lotz. Das sei natürlich absolut positiv zu sehen, schließlich würde nun von Woche zu Woche immer mehr Hilfe benötigt. „Dafür haben wir auch erst einmal unsere Regel außer Kraft gesetzt, dass Helfer gleichzeitig auch Mitglieder sind. Wir organisieren die Hilfe in diesen Zeiten vollkommen unbürokratisch.“
Text + FOTO: NIKLAS MAG 20.03.2020
© Niklas Mag